ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurobiologische Entwicklungsstörung, die meist in der Kindheit beginnt und oft bis ins Erwachsenenalter fortbesteht. Sie äußert sich durch Unaufmerksamkeit, Impulsivität und/oder Hyperaktivität, wobei die Ausprägung individuell sehr unterschiedlich sein kann
Symptome
- Unaufmerksamkeit: Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit, Ablenkbarkeit
- Impulsivität: vorschnelles Handeln, geringe Frustrationstoleranz
- Hyperaktivität: motorische Unruhe, „Zappeligkeit“, innere Getriebenheit
- Bei Erwachsenen oft weniger körperlich, dafür mehr als innere Unruhe und Organisationsprobleme
Ursachen
- Genetische Veranlagung: Veränderungen im Dopaminhaushalt des Gehirns
- Umweltfaktoren: Frühgeburt, Nikotin-/Alkoholkonsum in der Schwangerschaft
- Gesellschaftliche Einflüsse: Reizüberflutung, Bewegungsmangel, familiäre Belastungen
- Ernährung spielt eine untergeordnete Rolle, kann aber bei einzelnen Betroffenen Einfluss haben
Diagnose
- Durch Fachärzt:innen für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Psychotherapeut:innen
- Umfassende Anamnese, Verhaltensbeobachtung, ggf. Tests auf Teilleistungsschwächen
- Wichtig: Ausschluss anderer Ursachen wie Schlafstörungen, Seh-/Hörprobleme oder Schilddrüsenerkrankungen
Behandlung
Ein multimodales Therapiekonzept ist am wirksamsten:
- Psychoedukation: Aufklärung für Betroffene und Angehörige
- Verhaltenstherapie: Förderung von Selbststeuerung und Alltagsbewältigung
- Medikamente: z. B. Methylphenidat, Atomoxetin, Lisdexamfetamin
- Elterntraining, Coaching, Ergotherapie, ggf. stationäre Behandlung bei schweren Fällen
Begleiterkrankungen (Komorbiditäten)
- Häufig: Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, Lernstörungen
- Therapie muss individuell angepasst werden
Leben mit ADHS
- Strukturierter Alltag, klare Regeln und Routinen helfen
- Austausch mit anderen Betroffenen (z. B. Selbsthilfegruppen) entlastet
- Unterstützung durch Schule, Jugendhilfe, Psychosoziale Dienste möglich
Anlaufstellen in Baden-Württemberg
Hier sind einige Beratungs- und Selbsthilfeangebote für ADHS in Baden-Württemberg, die sowohl für Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene und Angehörige hilfreich sein können:
1. Zentrales ADHS-Netz – Regionale Netze
Das zentrale ADHS-Netz bietet eine Übersicht über regionale interdisziplinäre Versorgungsnetze in Baden-Württemberg.
- Enthält eine Karte mit lokalen Ansprechpartnern, Spezialambulanzen und Netzwerken
- Auch für Erwachsene mit ADHS
- Website: zentrales-adhs-netz.de/regionale-netze
2. ADHS Deutschland e. V. – Selbsthilfegruppen
- Umkreissuche nach Selbsthilfegruppen über Google Maps
- Kontaktadressen von ADHS-kompetenten Betroffenen und Angehörigen
- Telefonberatung für Einzelfälle möglich
- Website: adhs-deutschland.de/selbsthilfegruppen
3. ADHS Selbsthilfegruppe Stuttgart
- Gruppen für Erwachsene, Eltern und Angehörige
- Austausch, Information und gegenseitige Unterstützung
- Website: adhs-selbsthilfe-stuttgart.de